Die Zeit des Wandels
Die markanteste und wohl prägendste sängerische Herausforderung meiner gesamten Laufbahn an der Wiener Staatsoper entfaltete sich während der Amtszeit von Dominique Meyer und seines Generalmusikdirektors Franz Welser-Möst.
Das Verlangen nach einem künstlerischen Wandel wurde bereits vor einem Jahrzehnt durch meinen geschätzten Freund und Mentor Marcel Prawy in mir entfacht. Trotz meiner anfänglichen Zurückhaltung und der Warnungen, die mit dem Wechsel vom lyrischen Tenor zum Wagner’schen Heldentenor verbunden waren, konnten die eindringlichen Worte Prawys mich letztendlich nicht mehr loslassen.
Mein Debüt im Fach des Heldentenors bildete die Eröffnung der neuen Direktion unter Dominique Meyer mit Paul Hindemiths Oper „Cardillac“. Ich empfand tiefe Dankbarkeit, nach einer Dekade erneut an die Wiener Staatsoper zurückzukehren, insbesondere, als mir die Rolle des „Offiziers“ anvertraut wurde. Es war ein wahrlich heroischer Sprung ins Ungewisse, wieder auf dieser Bühne zu stehen, verbunden mit großer Freude, aber auch nicht frei von Risiken. Doch die Herausforderung anzunehmen, war für mich unausweichlich.
In der Folge erwies sich mein Wechsel ins Heldentenor-Fach als Erfolg. Dominique Meyer erkannte in mir rasch den idealen Haus- und Heldentenor. So war es mir vergönnt, bis zu seinem Abschied aus der Wiener Staatsoper in außergewöhnlichen und grandiosen Rollen aufzutreten.
Ich verkörperte den „Bacchus“ in Richard Strauss' „Ariadne auf Naxos“, den „Paul“ in „Die tote Stadt“ von Erich W. Korngold, die Titelpartie in Richard Wagners „Lohengrin“, den „Peter Grimes“ von Benjamin Britten, „Jim Mahoney“ in „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Kurt Weill, den „Loge“ in Wagners „Rheingold“, den „Erik“ in „Der fliegende Holländer“, den „Siegmund“ in „Die Walküre“, den Tambourmajor in Alban Bergs „Wozzeck“ und den „Alwa“ in „Lulu“, ebenfalls von Alban Berg.